Vitamine oder sekundäre Pflanzenstoffe?

Ein Thema meiner Seminare und Vorträge ist die Frage: Warum hören wir immer „Vitamine sind wichtig“ und gleichzeitig “Finger weg von Vitaminen!“ ?

Der Grund liegt in der Geschichte und dem Wissen der Forschung. Gerüchte halten sich hartnäckig. Wie z. B. die Geschichte mit dem Spinat. Früher hieß es: Kind, iss viel Spinat, da ist viel Eisen drin.
Heute weiß man: das mit dem Eisen hat nicht gestimmt, aber der Spinat ist aufgrund seiner sekundären Pflanzenstoffe sehr wertvoll.
Der Wert des Eisens wurde vor Jahrzehnten falsch ermittelt, ein Kommafehler. Der Fehler wurde über Jahre immer wieder falsch abgeschrieben und niemand hat den Wert damals nachgeprüft.
Als man vor vielen Jahrzehnten begann, unsere Nahrung zu erforschen, fand man aufgrund der zur Verfügung stehenden Mikroskope zunächst nur großmolekülige Stoffe. Die 13 Vitamine und Mineralstoffe, welche untersucht wurden.
Die Wissenschaft stellte fest, dass die Vitamine antioxidative Wirkungen hatten und freie Radikale bekämpfen konnten. So konnte ein Vitamin E ein freies Elektron an ein Freies Radikal (Sauerstoffradikal) abgeben. Das Freie Radikal war somit neutralisiert und konnte kein Schaden mehr an den Zellen verursachen.

Doch man vergaß, dass dem Vitamin E jetzt ein Elektron fehlte und es selbst zum Radikal mutierte. Man versuchte mit hoher Dosierung von Vitamin E entgegen zu steuern. Die Zeit der hochdosierten Vitaminpräparate war geboren.

Doch dann der Schock:
Studien (ATBC, Caret, uvm.) belegten, dass die Sterberate und die Schlaganfälle bei Nutzern von hochdosierten Einzelvitamingaben zunahm. Was war passiert? Man stellte fest, das ein Vitamin E kein Elektron von seinem Bruder, einem anderen Vitamin E bekommen konnte. Es erfolgte keine echte Neutralisation, sondern es wurden umso mehr Vitamin E – Radikale erzeugt.

Danach wusste man also mehr: ein Vitamin E braucht ebenfalls eine Möglichkeit, sich zu neutralisieren. Und die Zeit der Multivitaminpräparate war geboren.

Wiederum später wurden auch mit Multivitaminpräparaten Studien durchgeführt. Die besten Studien zeigten, dass diese Art von Präparaten – abgesehen vom Placebo Effekt – weder Nutzen noch Schaden anrichteten. Sie kosteten einfach nur Geld.

Heute weiß die Wissenschaft mehr, aber immer noch nicht alles. Für eine wirkungsvolle Neutralisation braucht es viele tausende Komplementärstoffe, der sog. sekundären Pflanzenstoffe, um eine Neutralisation zu erreichen. Heutzutage gehen Wissenschaftler von rund 90.000 verschiedenen Pflanzenstoffen in Obst und Gemüse aus, rund 2.500 davon hat man bisher namentlich benannt. Andere kann man auch heute bislang nur zählen. Das sogenannte “etc.”


Man weiß: “Wenn alle Stoffe vorhanden sind, funktioniert die Neutralisation. Man weiß allerdings noch nicht genau wo und wie.

Aus diesem Grund wird heute von allen namhaften Ernährungs- und Gesundheitsorganisationen der Verzehr von 800-1000g reif geerntetem Obst ond Gemüse empfohlen. Täglich!